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Informationen zum Projekt

Wenn Sarthak Roy nach der morgendlichen Teambesprechung im zentral gelegenen Projektbüro mit dem Moped unterwegs ist nach Rasui, einem Ortsteil mit hoher Armut in Herrschings Partnergemeinde Chatra, sind seine Gedanken schon bei den Menschen dort. Hat das letzte Gespräch mit den Eltern über gute Ernährung etwas bewirkt? Wie sieht es in den Küchengärten aus? Werden die Bauern den natürlichen Dünger einsetzen? Wo gibt es heute aktuellen Unterstützungsbedarf? Und vor allem: Läuft alles bei der Trinkwasseranlage?

Sarthak ist örtlicher Koordinator des Projekts „Nachhaltige Kommune Chatra“(FN1). Seine Hauptaufgabe ist derzeit die Koordination aller Beteiligten rund um die im Februar fertiggestellte Trinkwasser-Aufbereitungsanlage in Rasui (siehe
hier). Er muss sich z.B. darum kümmern, dass die Wassertests zuverlässig durchgeführt werden, die Wassernutzergruppe Trainings zur Wartung und Überwachung der Anlage erhält und ihren Aufgaben nachkommt. Es gilt, mit dem Bürgermeister von Chatra, dem örtlichen Wasserbauingenieur und dem indischen Mitarbeiter von Adelphi research gGmbH Kontakt zu halten. Die Funktionstüchtigkeit der Anlage beruht auf einem möglichst geringen Schadstoffeintrag in den Klärungsteich zwischen Fluss und Filteranlage aus der landwirtschaftlichen Nutzung der umgebenden Flächen. Voraussetzung ist, dass Sarthak die Bauern dafür gewinnt, möglichst organischen Landbau zu betreiben und auf synthetischen Dünger und gefährliche chemische Pestizide und Herbizide zu verzichten.

Sarthak ist 27 Jahre alt und dank seiner guten Ausbildung (Master in Agriculture & Rural Development am Ramakrishna Mission Vivekananda Educational and Research Institute) und seiner bisherigen beruflichen Erfahrungen, vor allem in abgelegenen Adivasi-Gebieten Westbengalens, Odishas, Jharkhands, Uttar Pradeshs bestens gerüstet für diese verantwortungsvolle Position. Ein einmonatiger Aufenthalt in Adivasi-Dörfern der Sunderbans (Mangroven im Mündungsgebiet des Ganges) ließ ihn tief in deren schwierige Lebenswelt eintauchen und Respekt vor ihrer Überlebenskunst entwickeln. „Dort (in den Adivasi-Gebieten) habe ich gesehen, was wirkliche Armut ist. Die Menschen hatten nichts zu essen außer Reis, da auf den versalzten Böden kaum etwas anderes angebaut werden kann. Teilweise ist aber noch altes Wissen, beispielsweise über die Nutzung von Heilpflanzen, vorhanden, das nicht verloren gehen darf. Ich möchte einen Beitrag dazu leisten, für die Verbesserung der Lebensbedingungen besonders benachteiligter Bevölkerungsgruppen zu sorgen und vor allem den Kindern die Chance auf ein besseres Leben zu geben. Genau das kann ich bei Inspiration tun, auch wenn ich hier weniger Geld verdiene als in der freien Wirtschaft.“.

Diese Erfahrungen bestärkten ihn in seinem Wunsch, zur Verbesserung der Lebenssituation und Ermächtigung marginalisierter Gemeinschaften und allgemein zu nachhaltiger Entwicklung beizutragen und er bewarb sich bei Hijli Inspiration um die Projektkoordinatorenstelle für unser Projekt in Chatra.

In den Gesprächen mit Sarthak geht es oft um „Respekt“ – ein zentraler Wert für ihn, der sich in all seinem Handeln widerspiegelt. Er will mit seiner Arbeit zu einer inklusiven und mitfühlenden Gemeinschaft beitragen, die sogar streunende Hunde und andere Tiere einschließt. Letztlich geht es ihm um die Achtung vor allen Lebewesen. Diese Wertvorstellung haben ihm seine Eltern vermittelt, von denen er ebenfalls mit großem Respekt spricht: „Mein Vater hat mir immer alle Wünsche erfüllt. Er war immer für mich da, hat mir zugehört. Erst später habe ich verstanden, wie hart er dafür gearbeitet hat, dass es mir gut geht.“ Sarthak ist – als einziges Kind seiner Eltern – in einem Dorf in etwa 25 km Entfernung von Chatra aufgewachsen. Sein Vater sicherte als Betreiber und Fahrer eines größeren Mietwagens das bescheidene Familieneinkommen. Sarthak ist, abgesehen vom Studium, nie umgezogen. Sein Vater hat – wie viele andere auch – einen Kredit aufgenommen, um dem Sohn das Studium zu ermöglichen.

Seit Juni 2021 arbeitet Sarthak bei Hijli Inspiration und ist schnell durch seine engagierte gute Arbeit aufgefallen. Da der Indienhilfe interne Weiterbildung ein großes Anliegen ist, schlugen wir Sarthak vor, sich für das zweiwöchige 31. Inter- nationale Seminar für Führungskräfte der Landjugendarbeit (Motto Global Denken – Gemeinsam lokal handeln) im August 2023 in Herrsching zu bewerben.(FN2) Im Vorfeld lud die Indienhilfe Sarthak auf knapp drei Wochen im Rahmen der Städtepartnerschaft Herrsching - Chatra ein, wobei die Flugkosten aus dem Städtepartnerschafts-Budget der Gemeinde Herrsching übernommen wurden. Zwei überaus gastfreundliche Familien aus dem Umfeld der Indienhilfe nahmen Sarthak bei sich auf einschließlich Verpflegung. Kosten, die im Rahmen des Programms entstanden, wurden in der Regel von den beteiligten Deutschen ebenfalls privat bestritten.

arthak begleitet im Rahmen des Projekts der Indienhilfe Green Panchayat for Sustainable Development Chatra auch die seit 1996 bestehende Städtepartnerschaft zwischen Herrsching und Chatra. Neben Projektgesprächen bei der Indienhilfe war die Vertiefung dieser Tätigkeit daher der Hauptzweck seines Aufenthaltes. Es fügte sich glücklich, dass Amelie Petrick aus Herrsching im Rahmen eines Schülerpraktikums bei der Indienhilfe Sarthak während der ersten Woche bei seinen Exkursionen in Herrsching begleiten und bei der Ausarbeitung seiner Präsentation für den Herrschinger Gemeinderat unterstützen konnte. Souverän übernahm sie dann die Übersetzung des mit Fachbegriffen gespickten Vortrags über die im Februar 2023 eingeweihte Trinkwasseranlage in Rasui im Rahmen der Gemeinderatssitzung am 24. Juli. Sarthak war zu Gast in zwei Schulen, die seit vielen Jahren freundschaftliche Kontakte mit zwei Gymnasien und einer Grundschule in Chatra pflegen und die regelmäßig die Arbeit der Indienhilfe in Chatra unterstützen, durch Sponsorenläufe, Flohmärkte und so manche spontane Aktion einzelner Klassen. Vor kleinen und großen Kindern beantwortete er im Christoph-Probst-Gymnasium Gilching und in der Christian-Morgenstern Schule Herrsching Fragen zum Leben der Kinder und ihrer Familien in Chatra, zu Indien allgemein und zu seiner Arbeit. Um das Bild des übergroßen Wohlstandes in Herrsching auszugleichen, legten wir einen Schwerpunkt auf das Kennenlernen der Initiativen und Einrichtungen, die sich um Menschen kümmern, die von Armut, Wohnungslosigkeit, Einsamkeit, Sucht, Flucht und anderen Problemen betroffen sind. Bei der Herrschinger Tafel legte er selbst mit Hand an. Einblick in die Kommunalverwaltung, das Gemeindearchiv, Bildungseinrichtungen, die Arbeit der Agenda-21- Gruppen, ein Treffen mit VertreterInnen der Herrschinger Pfarrgemeinde St. Nikolaus sowie Exkursionen in die Umgebung (Freilichtmuseum Glentleiten!) waren einige der weiteren Highlights.

Am Ende seines Aufenthalts haben wir Sarthak nach seinen Eindrücken gefragt:

Wenn Du an die vergangenen fünf Wochen hier denkst, was war für Dich überraschend?
Da gibt es eine ganze Menge. Zuerst ist mir aufgefallen, dass sich alle an die Verkehrsregeln halten, und dass nicht ständig gehupt wird wie bei uns. Es ist daher auch viel leiser auf der Straße. Etwas Besonderes war für mich das (Leitungs-)Wasser, das hier sehr klar und sauber ist. Ich habe gelernt, dass man hier sehr auf den Wasserverbrauch achtet und sich darüber bewusst ist, dass – verstärkt durch den Klimawandel – Wasser nicht in beliebiger Menge zur Verfügung steht, auch wenn man hier keine Wasserknappheit sieht. Beim Besuch von christlichen Kirchen hat mich überrascht, dass sie alle so unterschiedlich sind, obwohl sich alle an den gleichen Gott wenden.

Was kannst Du für Deine Arbeit mitnehmen, auch aus dem Seminar im Haus der bayerischen Landwirtschaft?
Es hat mir sehr gefallen, wie wir hier bei der Indienhilfe nochmals unseren Projektplan im direkten Austausch intensiv diskutiert und präzisiert haben, in Ergänzung zu den Beratungen mit den indischen Beraterinnen der Indienhilfe vor Ort. Im Seminar kam ich mit Menschen aus vielen Ländern der Welt zusammen. Durch den Austausch habe ich z.B. gelernt, dass es in afrikanischen Ländern ähnliche Probleme wie in Indien gibt, mit schlechter Bildung oder Ernährung der Kinder, und wie man dort versucht, die Lebensbedingungen der Kinder zu verbessern. In Indien haben wir den Vorteil, dass es für Kinder das kostenlose Mittagessen in den Schulen gibt; das ist in anderen Ländern oft nicht der Fall.

Was hat Dir bei uns besonders gefallen?
Eigentlich hat mir alles gefallen. Am schönsten fand ich das Zusammentreffen mit den SchülerInnen. Ich werde diese Schulfreundschaften sehr gern vertiefen und den regelmäßigen Austausch (Briefe, Internet) unterstützen. Den seit vielen Jahren gepflegten kulturellen Austausch zwischen Herrsching und Chatra möchte ich stärken, das ist eine wertvolle Beziehung.

Projektkosten Nachhaltige Dorfentwicklung u.Trinkwasserprojekt Chatra 2023/2024: 48.000 €
Stichwort: Chatra

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FN1: Hijli Inspiration (Institute for Planning, Innovative Research, Appropriate Training and Extension) ist seit 2018 Partner der Indienhilfe beim Projekt Green Panchayat for Sustainable Development Chatra (GPSD), also nachhaltige Dorfentwicklung, derzeit mit dem Schwerpunkt Trinkwasserversorgung.

FN2: Seit 1962 veranstaltet das Haus der bayerischen Landwirtschaft in Herrsching alle zwei Jahre im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz das Internationale Seminar für Führungskräfte der Landjugendarbeit. Den Teilnehmern eröffnen sich neue Sichtweisen in der Landjugendarbeit und gleichzeitig werden ihre Führungskompetenzen durch die Erarbeitung individueller Umsetzungsstrategien und persönlicher Handlungspläne gestärkt. 2023 nahmen 77 Personen aus 46 Ländern teil! Die Teilnahme ist kostenfrei, mit Ausnahme der Reisekosten. 

Weitere Hilfsprojekte von Indienhilfe e.V.

Trägerorganisation des Projekts

Indienhilfe e.V.

Indienhilfe e.V.
Register-Nr.: 652

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