Das vorliegende Vorhaben zielt auf die Entwicklung, Erprobung und Implementierung innovativer Bildungsmaßnahmen und Elternschulungen für Menschen mit Autismus und ihre Angehörigen in den Landkreisen Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz. Im Fokus stehen Maßnahmen, die gezielt Bedarfslücken schließen, welche durch reguläre Mittel der Eingliederungshilfe – insbesondere im Hinblick auf niederschwellige, präventive und lebenspraktische Bildungsformate für Eltern und familiäre Bezugspersonen – nicht ausreichend gedeckt sind. Der Projektansatz betont bedarfsgerechte, partizipative und ressourcenorientierte Angebote, um sowohl die individuelle Teilhabe als auch das gesellschaftliche Verständnis und die Akzeptanz für autistische Menschen signifikant zu stärken.
Die Maßnahmenschwerpunkte umfassen:
• die Konzeption und Durchführung modularer Elternschulungen und praxisnaher Workshops,
• innovative Bildungsformate für Menschen mit Autismus (z.B. sozial-kommunikative Kompetenztrainings, partizipative Bildungsworkshops),
• Entwicklungs- und Erprobungsphasen (Modellcharakter),
• den Aufbau, die Evaluation und ggf. Verstetigung neuer partizipativer Formate (Innovationscharakter),
• nachhaltige Vernetzungs- und Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung und Stärkung der Inklusion innerhalb der Gesellschaft.
Im Mittelpunkt stehen:
• Menschen mit einer Diagnose aus dem Autismus-Spektrum (Kinder, Jugendliche, Erwachsene),
• Eltern, Sorgeberechtigte und enge Angehörige von Menschen mit Autismus,
• Familien, die durch die bereits bestehenden Hilfesysteme nicht oder nur unzureichend unterstützt werden,
• im weiteren Sinne auch multiprofessionelle Fachkräfte und unterstützende Institutionen aus dem Sozial-, Bildungs- und Gesundheitswesen, die an den neuen Formaten partizipieren.
Autismus tritt in zahlreichen Ausprägungen auf – das Spektrum reicht von nonverbalen Kindern mit hohem Unterstützungsbedarf bis zu hochfunktionalen Erwachsenen, deren Bedürfnisse sich oft nur in spezialisierten Settings offenbaren. Ziel der Maßnahme ist es deshalb, flexibel differenzierte und praxisnahe Angebote zu schaffen, die sich an verschiedenen Altersstufen, familiären Bedarfslagen, Sprachniveaus und individuellen Lebenssituationen orientieren.
Besonderes Augenmerk wird auf folgende Aspekte gelegt:
• Zugang zu Familien mit Migrationshintergrund oder Sprachbarrieren,
• Berücksichtigung von Alleinerziehenden, Familien in ländlichen Räumen oder mit eingeschränkter Mobilität,
• gezielte Einbindung von Eltern, die auf Wartelisten für bestehende Fördermaßnahmen stehen oder bei Abläufen in der Eingliederungshilfe nicht ausreichend Unterstützung erfahren.
Obwohl der Anspruch auf Eingliederungshilfe für autistische Menschen gesetzlich verankert ist, besteht eine gravierende Lücke zwischen formalem Förderanspruch und realer Versorgungslage. Die klassischen Eingliederungshilfeleistungen fokussieren auf individuelle Förderung (z.B. Frühförderung, Schulbegleitung, Einzeltherapien) – Elternschulungen, begleitende Bildungsangebote für Angehörige und innovative Gruppenformate sind dagegen strukturell unterversorgt. Die Wartelisten für spezifische Fördermaßnahmen sind lang, es besteht großer Mangel an qualifizierten Beratungsstellen und ortsnahen Angeboten.
Ziel des Projektes:
• Bedarfsgerechte Wissensvermittlung: Eltern und Angehörige erhalten konkrete, handlungsorientierte Informationen, um Autismus besser zu verstehen, den Alltag konstruktiv zu gestalten und die Entwicklung ihres Kindes wirksam zu unterstützen.
• Empowerment und Selbstwirksamkeit: Teilnehmende bauen eigene Kompetenzen aus, entwickeln Netzwerke und erleben einen Zugewinn an Selbstsicherheit im Umgang mit diversen Lebenslagen.
• Multiperspektivität und Partizipation: Die Angebote werden unter Einbindung von Selbstvertretungen, regionalen Fachstellen und Expertinnen/Experten mit Authentizität und Praxisnähe ausgestaltet.
Entwicklung modularer Formate
• Konzeption, Adaption und Umsetzung von Elternkursen und digitalen Elterncoachings (z.B. flexible Abendformate, Wochenendworkshops, Online-Interventionen)
• themenspezifische Elternworkshops zu Übergangssituationen (Diagnose, Schule, Pubertät, Erwachsenwerden)
• Kooperationsformate mit bestehenden Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen (z.B. Autismuszentrum Potsdam, lokale Netzwerke)
Innovative Bildungs- und Kompetenztrainings
• Sozialkompetenzgruppen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (z.B. SOKO-Gruppen)
• Gruppenangebote für spezielle Zielgruppen (z.B. „Eltern von Mädchen mit Autismus“, „Patchworkfamilien“, „Erwachsene im Spektrum“)
• Entwicklung und Evaluation digital gestützter Bildungsangebote (Webinare, Videos, Begleithefte in Einfacher Sprache)
Multiplikator*innenfortbildungen
• Fortbildungsmodule für pädagogische und therapeutische Fachkräfte in Kooperation mit Expertinnen und Selbstvertreterinnen
• Sensibilisierungsmaterial zu Autismus für Schulen, Kitas, Arbeitgeber (inklusive Checklisten, Infopakete, Online-Plattform)
Öffentlichkeitsarbeit & Vernetzung
• Durchführung öffentlichkeitswirksamer Veranstaltungen (Themenabende, Fachtage, Infoveranstaltungen in Gemeinden)
• Aufbau einer digitalen Austauschplattform mit zugänglichen Informationsangeboten
• gezielte Pressearbeit, Social-Media-Kampagnen und Berichte zum Projektverlauf
• Erstellung und Distribution von Informationsmaterialien zur Förderung eines inklusiven gesellschaftlichen Bildes von Autismus