Allgemeine Informationen
Die Bayerische Blindenhörbücherei: unverzichtbar in der Bibliothekslandschaft
Rund 76.000 Menschen in Bayern besitzen eine Seheinschränkung. Nur wenige beherrschen die Brailleschrift. Somit sind die meisten Betroffenen auf Hörbücher angewiesen, um am kulturellen Leben teilhaben und Literatur mit Freude genießen zu können
Altersbedingte Makuladegeneration, Glaukom (Grüner Star), Diabetes und Katarakt (Grauer Star) zählen in Deutschland zu den häufigsten Ursachen für Sehbehinderung und Erblindung, besonders bei älteren Menschen. Die Diagnose lässt die Betroffenen verzweifeln, bedeutet der schleichende Verlust ihres Augenlichts doch eine massive Minderung ihrer Lebensqualität; häufig führt der Weg in Einsamkeit und Isolation.
Mit dem Fortschreiten der Augenkrankheit ist auch der Verlust der Lesefähigkeit verbunden, so dass die Umstellung auf das gesprochene Wort immer mehr an Bedeutung gewinnt. Naturgemäß können die vielen betroffenen Menschen durch die öffentlichen Bibliotheken nicht ausreichend mit Hörbuchliteratur versorgt werden, zumal das Angebot des kommerziellen Hörbuchmarktes beschränkt ist und die Inhalte häufig gekürzt wiedergegeben werden.
Die Bayerische Blindenhörbücherei e. V. (BBH), die nunmehr seit 52 Jahren besteht, kann daher als „öffentliche Bibliothek der blinden und hochgradig sehbehinderten Menschen in Bayern“ bezeichnet werden.
Sie hat den Auftrag, Menschen, die Gedrucktes nicht handhaben können – also insbesondere blinde und stark sehbehinderte Menschen – mit Literatur und aktueller Information zu versorgen. Alle Verantwortlichen sehen es als ihre wesentliche Aufgabe an, mit einem ständig aktualisierten und erweiterten Bildungs-, Informations- und Unterhaltungsangebot einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen und kulturellen Teilhabe blinder und sehbehinderter Mitbürgerinnen und Mitbürger zu leisten.
Diese einzige derartige Einrichtung im gesamten süddeutschen Raum trägt sich mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, des Verbandes der Bayerischen Bezirke (dazu gehören die Bezirke Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken, Schwaben), des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst und nicht zuletzt des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes e. V. Der von der öffentlichen Hand geforderte Eigenanteil setzt sich größtenteils aus Spenden der Hörer zusammen.
HÖRER UND HÖRBÜCHER
Ein Drittel der rund 17.000 Kriegs- und Zivilblinden sowie 7.400 hochgradig Sehbehinderte in Bayern sind Hörer bei der BBH; das ist ein Benutzergrad, der wesentlich über dem vergleichbarer öffentlicher Bibliotheken liegt. Heute versorgt die BBH rund 6.000 Nutzer mit Literatur aus allen Bereichen – vom Klassiker der Weltliteratur über Krimis, Liebes- und Heimatromane bis zum populärwissenschaftlichen Sachbuch –, wobei aktuell ca. 8.000 Daisytitel zur Auswahl stehen.
Durch die Zusammenarbeit mit allen Blindenhörbüchereien in MEDIBUS (Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen e. V.) in Deutschland, Österreich und der Schweiz stehen dem einzelnen Hörer insgesamt 30.000 Titel zur Verfügung. Bei der Auswahl hilft neben der individuellen Beratung und den jährlich aktualisierten Nachschlageverzeichnissen der Online-Katalog, der über die BBH-Homepage abzurufen ist.
Ein Teil der Hörbücher entsteht in den drei Studios der BBH, wo sie von mehr als 20 professionellen Sprecherinnen und Sprechern aufgelesen werden. So eine Buchproduktion ist natürlich aufwändig und kostspielig. Die BBH ist daher dankbar für jede Form der Unterstützung, zum Beispiel durch die Übernahme einer Buchpatenschaft. Das bedeutet, dass ein Spender die Kosten vollständig oder teilweise übernimmt und so als Buchpate fungiert. Dafür kommen nicht nur Hörer, sondern alle uns zugeneigten Menschen in Frage.